Bildgebende Verfahren - mit dem MRT ein Blick ins Gelenk werfen - Rheumahelden

Einsatz bildgebender Verfahren bei Rheuma

Röntgen-, Ultraschall- oder Kernspinuntersuchungen: Bildgebende Verfahren sind ein wichtiger Baustein bei der Diagnose von Rheuma. Auch zur Kontrolle des Krankheitsverlaufes einer rheumatischen Erkrankung wie der Rheumatoiden Arthritis (RA), der Juvenilen Idiopathischen Arthritis (JIA) oder der Riesenzellarteriitis (RZA) leisten sie einen wichtigen Beitrag. Mit ihrer Hilfe kann der Rheumatologe den Zustand der Gelenke, der Weichteile oder der Gefäße beurteilen. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, entscheidet er von Patient zu Patient individuell: Das hängt von der Art der rheumatischen Erkrankung und der zu beantwortenden Fragestellung ab. Auch Verfügbarkeit, Kosten und ob die Methode in das System Körper eingreift (beispielsweise das Spritzen eines Kontrastmittels) spielen eine Rolle bei der Entscheidung.

 

Bildgebende Verfahren zur Diagnose von RA

Die Röntgenuntersuchung spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Verlaufskontrolle der RA. Dabei wird der Körper mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Die verschiedenen Gewebe sind unterschiedlich durchlässig für diese Strahlen und manche Strukturen sind besser zu erkennen als andere. So kann der Rheumatologe typische Veränderungen erkennen wie eine Gelenkspaltverschmälerung, einen gelenknahen Knochenschwund oder Verknöcherungen. Allerdings werden diese Schädigungen erst relativ spät (sechs bis zwölf Monate nach Beginn der Beschwerden) sichtbar. Deshalb liefert die Untersuchung in der Frühphase oft keine entscheidenden Informationen.

Im Gegensatz dazu kann der Arzt mithilfe des Ultraschalls (Sonografie) oder des Gelenkultraschalls (Arthrosonografie) auch frühzeitig Veränderungen im weichen Gewebe feststellen, wie zum Beispiel an der Gelenkkapsel, der Gelenkinnenhaut, den Sehnenscheiden oder den Schleimbeuteln. Hierbei werden die Körperstrukturen durch Ultraschallwellen sichtbar gemacht, die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sind. Die zurückgeworfenen Schallwellen erzeugen ein Bild. Zusätzlich kann der Rheumatologe die Entzündungsaktivität beurteilen und so abschätzen, ob die momentane Therapie noch notwendig ist. Die Bedeutung dieser Untersuchung hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, da sie den Patienten nicht belastet und fast überall einsetzbar ist.

Mit der Magnetresonanztomografie (MRT) kann der Arzt sowohl Knochen als auch die umliegenden Weichteile gut beurteilen. Das geschieht mithilfe von Magnetfeldern und Radiowellen. Auf diese Weise werden schon kleinste Entzündungen und Schäden an Knochen, Knorpel, Gelenkinnenhaut, Sehnen oder anderen Strukturen sichtbar – und zwar Monate früher als bei einer Röntgenaufnahme.

 

Bildgebende Verfahren zur Diagnose von JIA

Der Standard der bildgebenden Verfahren zur Diagnose von JIA ist heutzutage der Gelenkultraschall (Arthrosonografie). Kinderrheumatologen können sie problemlos und einfach in der täglichen Routine und in der Sprechstunde einsetzen. Der Gelenkultraschall bildet Entzündungen in Gelenken und Sehnen, Gelenkergüsse, Wucherungen der Gelenkinnenhaut sowie oberflächliche Erosionen an Knorpel und Knochen ab. Dadurch – und durch die fehlende Strahlung – ist der Gelenkultraschall dem Röntgenverfahren deutlich überlegen. Auch eine inaktive JIA lässt sich mit dem Gelenkultraschall nachweisen.

Mit der MRT können Ärzte eine JIA bereits im Frühstadium erkennen. Da Kinder von Natur aus einen hohen Bewegungsdrang haben, kann es helfen, ihnen vor der Aufnahme ein Beruhigungsmittel zu verabreichen. Das und der hohe Kosten- und Zeitfaktor sind Nachteile der MRT zur Diagnose von JIA. Dennoch wird sie für bestimmte Gelenkregionen und Differenzialdiagnosen trotzdem auch bei Kindern eingesetzt.

Röntgenaufnahmen können – wie der Gelenkultraschall – bei der Differenzialdiagnostik zum Einsatz kommen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Wachstumsstörungen, Knochen- und Knorpelzerstörung oder auch deren Reparatur nachweisen und kontrollieren. Aufgrund der Strahlenbelastung setzen Ärzte jedoch meist andere bildgebende Verfahren bei Kindern ein.

 

Bildgebende Verfahren zur Diagnose von RZA

Die RZA ist im Gegensatz zu der RA und der JIA keine Gelenkentzündung, sondern eine Gefäßentzündung. Deswegen verwenden Ärzte in der Diagnostik durchaus andere bildgebende Verfahren. Wichtig ist eine möglichst schnelle Bildgebung, ohne dabei den Therapiebeginn zu verzögern, da eine zu spät behandelte RZA zur Erblindung führen kann.

Die erste Wahl der bildgebenden Verfahren bei einem Verdacht auf RZA ist die farbkodierte Duplexsonografie (FKDS). Dabei werden die zurückgeworfenen Ultraschallwellen – abhängig von ihrer Wellenlänge – in unterschiedlichen Farben dargestellt. Mit dieser Methode kann ein geübter Arzt den Blutgefäßdurchmesser, den Blutfluss sowie die Dicke und Struktur der Gefäßwände beurteilen. Auch kleine Blutgefäße können durch die FKDS gut dargestellt werden. Jedoch muss diese Methode schnell angewendet werden. Der Grund: eine Glukokortikoidtherapie erschwert eine eindeutige Diagnose von Tag zu Tag. Eine Alternative dazu ist die kontrastmittelverstärkte Sonografie (CEUS).

Die zweite Wahl ist die Positronenemissionstomografie (PET) – ein nuklearmedizinisches Verfahren, bei dem der Arzt dem Patienten intravenös radioaktive Moleküle verabreicht. Diese reichern sich in entzündetem Gewebe an und zeigen so, wo im Körper Entzündungsprozesse vorhanden sind. Die Methode eignet sich besonders für große und tiefliegende Arterien, nicht aber für kleinere und oberflächlichere (Kopf-)Arterien. Für weitere Untersuchungen kann der Arzt diese Methode auch mit einer CT- oder MRT-Aufnahme kombinieren.

Im Gegensatz dazu kann der Arzt mit einem MRT die Blutgefäße sämtlicher Körperregionen, inklusive der oberflächlichen (Kopf-)Arterien, detailliert darstellen und beurteilen. So kann zum Beispiel der geeignete Ort für eine Biopsie lokalisiert werden. Auch dieses Verfahren muss schnell angewendet werden, da hier eine Glukokortikoidtherapie die Ergebnisse abschwächt. Die Computertomografie (CT) spielt bei der RZA nur eine untergeordnete Rolle.

 

Bildgebende Verfahren: Die Vor- und Nachteile

Verfahren Vorteile Nachteile
Röntgen – schnell verfügbar

– höchste Ortsauflösung für knöcherne Läsionen

– schnelle Darstellung ganzer Gelenkregionen

– preiswert

– unabhängig vom Untersucher

– relevante Strahlenbelastung

– schlechte Darstellung von Weichteilen und Entzündungen

Ultraschall (Sonografie)

oder

Gelenkultraschall (Arthrosonografie)

– schnell verfügbar

– beliebig oft wiederholbar

– keine Strahlenbelastung

– sehr gute Darstellung der arthritischen Weichteil-veränderungen

– dynamische Untersuchung möglich

– die Ultraschalluntersuchung der
RZA erfordert besondere Schallköpfe, die nicht überall verfügbar sind
Kernspintomografie

oder

Magnetresonanz-tomografie (MRT)

– keine Strahlenbelastung

– hohe räumliche Auflösung

– 3D-Darstellung

– unabhängig vom Untersucher

– technisch aufwändig

– hohe Kosten

– eingeschränkt verfügbar

– lange Untersuchungsdauer

Farbkodierte Duplexsonografie (FKDS) – schnell verfügbar

– kostengünstig

– geringer technischer Aufwand

– nicht invasiv

– keine Strahlenbelastung

– hohe Auflösung (höher als MRT oder CT)

– zuverlässig

– eingeschränkt verfügbar
Positronenemissions-tomografie (PET) –  sehr sensitives Verfahren

– umfangreiche Daten vorhanden

– Möglichkeit des Ganzkörperscans

– eingeschränkt verfügbar

– hohe Kosten

– Auswertung international nicht standardisiert

 

Es gibt viele verschiedene Verfahren, die zur Diagnose einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung beitragen können. Welche eingesetzt wird, entscheidet der Arzt individuell bei jedem Patienten.

 

Quellen:

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Welche-Bildgebung-ist-sinnvoll-237401.html

https://link.springer.com/article/10.1007/s00393-003-0517-8

https://link.springer.com/article/10.1007/s00393-003-0480-4

https://www.allgemeinarzt-online.de/a/was-ist-wann-sinnvoll-1564293

https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/bildgebung-kann-diagnose-und-behandlung-von-rheumatoider-arthritis-absichern.html

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0034-1398567.pdf

https://www.rheuma-online.de/a-z/a/arthrosonographie/

https://www.springermedizin.de/bildgebende-verfahren-bei-riesenzellarteriitis-m-horton/8336704

https://www.aerzteblatt.de/archiv/138880/Diagnose-und-Therapie-der-Riesenzellarteriitis

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0831-0812.pdf

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/21289/13/Czihal_Michael.pdf