Rauchen und Rheuma - Raucherzeichen auf dem Bürgersteig - Rheumahelden

Der Zusammenhang von Rauchen und Rheuma

Rauchen schadet der Gesundheit, das weiß jeder. Wie sieht es mit Rauchen und Rheuma aus? Welchen Einfluss hat Rauchen auf die Erkrankung? Rheumahelden sprach dazu mit Prof. Dr. Herbert Kellner,  Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologe in München.

Rheumahelden: Rauchen und Gesundheit: Dabei denken viele Menschen zunächst an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Lungenkrebs. Wie aber hängen Rauchen und Rheuma zusammen?

Prof. Kellner: Hierbei müssen verschiedene Aspekte beachtet werden. Generell besteht bei rheumatischen Erkrankungen ein höheres Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer verminderten Lebenserwartung. Aus Studien weiß man außerdem, dass Menschen, die rauchen, ein erhöhtes Risiko haben an einer Rheumatoiden Arthritis (RA) zu erkranken. Dabei sind aber nicht die Zigaretten pro Tag entscheidend, sondern vielmehr die Jahre als Raucher. Interessant ist aber auch die Tatsache, dass in den letzten 20 bis 30 Jahren der Anteil der Raucherinnen zugenommen hat und die Erkrankung mehr Frauen betrifft. Das belegen auch Studien, denen zufolge sie ein mindestens zehnfach erhöhtes Risiko haben zu erkranken. Darüber hinaus gibt es noch verschiedene andere Theorien, die aber nicht wissenschaftlich belegt sind. So lassen sich bei Rauchern mehr CCP-Antikörper finden, die auch bei RA eine Rolle spielen. Und Rauchen hat generell einen Einfluss auf das Immunsystem, sodass auch hier ein Zusammenhang bestehen könnte.

RH: Welche Folgen kann das Rauchen sonst noch haben, speziell auch in Bezug auf die Erkrankung?

Prof. Kellner: Auch hier gilt es, verschiedene Aspekte zu betrachten. So wissen wir, dass Patienten, die nach Diagnosestellung weiter rauchen, meist einen schlechteren Krankheitsverlauf haben. Außerdem hat sich gezeigt, dass sie schlechter auf Medikamente ansprechen. Sie brauchen beispielsweise höhere Dosen oder Kombinationstherapien. Je mehr Medikamente ich aber einnehmen muss, desto höher ist auch das Risiko für Nebenwirkungen. Generell ist also ein höheres therapeutisches Engagement nötig, um das Therapieziel Remission zu erreichen. Und dann kommt noch hinzu, dass sich die Rheumatoide Arthritis per se aber auch verschiedene Medikamente negativ auf die Lunge auswirken können. Wenn dann noch ein Stressfaktor wie das Rauchen dazu kommt, erhöht sich einfach die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient Probleme mit der Lunge bekommt.

RH: Wie kann sich ein Rauchstopp auf den allgemeinen Gesundheitszustand und ganz speziell auf die RA auswirken?

Prof. Kellner: Für eine Erkrankung wie die Rheumatoide Arthritis braucht der Körper Reserven. Die geht ja nicht wie eine Grippe oder eine Blinddarmentzündung wieder vorbei, sondern begleitet einen Patienten über Monate, Jahre und Jahrzehnte. Und da ist es einfach so, dass wenn der Patient seinen Lebenswandel ändert, dann gibt das dem Körper die Möglichkeit, mit seinen Reserven besser auszukommen. Das gilt aber nicht nur für das Rauchen. Auch Übergewicht, ein schlecht eingestellter Diabetes oder Bluthochdruck gehen an die Reserven. Deshalb sollte sich der Mensch darauf besinnen, dass allein schon die Rheumatoide Arthritis eine lebenslange Belastung für den Körper darstellt. Wenn dann noch eine weitere Belastung wie das Rauchen hinzukommt, verschlechtert sich das Ganze noch einmal. Durch das Nichtrauchen kann ich also dafür sorgen, dass ich bessere Bedingungen für meinen Körper schaffe, ich werde vielleicht weniger Medikamente brauchen. Wichtig ist in dem Zusammenhang aber auch, dass Patienten, die mit dem Rauchen aufhören, möglichst nicht zunehmen. Denn das zusätzliche Gewicht kann sich dann negativ auf die Gelenke auswirken.

RH: Gibt es noch weitere Faktoren?

Prof. Dr. Kellner: Speziell auf die Rheumatoide Arthritis bezogen, wären hier noch Infekte der oberen Atemwege zu nennen. Raucher haben generell ein erhöhtes Risiko, an solchen zu erkranken. Das gleiche gilt aber auch für Menschen, die immunsuppressive Medikamente einnehmen. Damit liegen dann zwei gleich zwei Risikofaktoren vor. Durch das Nichtrauchen lassen sich diese natürlich positiv beeinflussen.

RH: Nimmt denn die Entzündungsaktivität ab, wenn man nicht mehr raucht?

Prof. Kellner: Wir können dem Patienten hier nichts versprechen. So können wir bei einem geschwollenen Knie nicht sagen: „Wenn Sie nicht mehr rauchen, dann geht die Entzündung weg.“ Was man aber sagen kann ist, dass Raucher immer eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen haben, eine sogenannte Leukozytose. Das ist eine ganz natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf schädliche Substanzen. Wenn der Patient diese dann weglässt, geht auch Zahl die weißen Blutkörperchen innerhalb von vier Wochen wieder zurück. Und weniger Entzündungsstoffe wirken sich in der Regel positiv auf den Krankheitsverlauf aus.

RH: Welche Hilfestellungen bieten Sie Patienten, die mit dem Rauchen aufhören wollen?

Prof. Kellner: Ich empfehle meinen Patienten, sich bei ihrer Krankenkasse nach einem Raucher-Entwöhnungsprogramm zu erkundigen. Die meisten Kassen bieten so etwas an. Wichtig ist aber auch, dass jeder für sich selbst herausfindet, welche Methode zu ihm passt. Und natürlich versuche ich, die Patienten darauf hinzuweisen und positiv zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören.